2021/01/12

von Dr. Markus Griesbeck

Vor lauter Bäumen sieht man manchmal den Wald nicht mehr. So geht es auch vielen Führungskräften. Im Wust der unübersichtlichen Managementliteratur, der tausenden Schlag- und Modewörter vermissen einige eine klare Orientierung: Was sind die tatsächlichen 20% der Faktoren, die 80% des Erfolgs im Management ausmachen?

Zuerst einmal ist Management nicht zu verwechseln mit fachlicher Kompetenz in einem Sachgebiet oder einem Branchen- oder Industriezweig. Selbstverständlich ist Fachkompetenz immer auch eine Grundlage für eine Führungskarriere. Der Beruf eines Managers geht aber deutlich darüber hinaus und benötigt mehr.

Allerdings sind es essenzielle und systemische Faktoren, die erfolgreiche Manager/innen auszeichnen. Diejenigen Führungskräfte, die wirklich wirksam sind, entwickeln in diesen Kernelementen eine größtmögliche Klarheit. Sie konzentrieren sich (also kreisen immer wieder) auf wenige Themenfelder und entwickeln fortwährend ihre Kompetenzen darin weiter. Diese Erfolgsfaktoren sind:

  1. Fachliche Kompetenz in den Bereichen Umfeld, Strategie, Struktur, Kultur, finanzielle Führung und Compliance,
  2. Soziale Kompetenz in den Bereichen Achtsamkeit, Selbstmanagement und Kommunikation sowie
  3. Handlungskompetenzen in den Bereichen Umsetzen, Entwickeln, Verändern, Kontrolle und Konsequenzen.

Für die fachliche Kompetenz braucht man ein Mindestverständnis dafür, wie sich das Umfeld der eigenen Organisation, der Gesellschaft, der internationalen Real- und Finanzwirtschaft entwickelt haben. Man muss auch klare Annahmen dazu treffen können, wie sich die Verhältnisse im Laufe der nächsten 12 bis 24 Monate entwickeln werden. Daraus leiten sich logischerweise die Strategie, die Struktur und Prozesse sowie die Kultur der eigenen Organisation ab. Praktisch erarbeitet man systematisch, was man dafür tun muss, um heutige und zukünftige Erfolgsfaktoren in einem sich verändernden Umfeld aktiv zu beeinflussen, um die eigene Organisation effektiv und effizient navigieren zu können. Nicht vergessen werden dürfen die Perspektiven der finanziellen Führung (Liquidität, Profitabilität, Rentabilität) sowie der Compliance, ohne die eine Organisation nicht überlebensfähig bleiben kann.

Die soziale Kompetenz beruht auf der Entwicklung einer klaren Haltung zur Achtsamkeit sich selbst und anderen gegenüber: Was ist mir wichtig? Wie sehe ich mich und führe ich mich selbst? Wie kommuniziere ich achtsam und wirkungsvoll mit anderen.

Schließlich entwickeln wirksame Führungskräfte ihre Handlungskompetenzen fortlaufend weiter. Sie setzen effektiv um, nehmen Entwicklungsarbeit von Menschen und der eigenen Organisation ernst und gestalten Veränderungsprozesse, um die Zukunftsfähigkeit der Organisation sicherzustellen. Dazu wissen sie um die Notwendigkeit von Kontrolle (im Zusammenspiel mit Vertrauen) und sind jederzeit bereit, für sich und die eigene Organisation entsprechende Konsequenzen (im Sinne von „Was folgt daraus?“) zu treffen.

Bleibt die Frage offen: Wie geht man am sinnvollsten vor, um diese Erfolgsfaktoren in tatsächlichen Erfolg zu überführen? Mein Vorschlag dazu: Definieren Sie in einem ersten Schritt, wo tatsächlicher Handlungsbedarf besteht, weil ihre Organisation hier keinen Entwicklungsschritt in den letzten 12-24 Monaten gemacht hat und/oder weil sie selbst spüren, dass hier eine tatsächliche Handlungsnotwendigkeit besteht. In einem zweiten Schritt analysieren sie die Ausgangslage und entwickeln für sich selbst und ggf. in einem kleineren Team eine sinnvoll erreichbare Soll-Situation. Daraus leiten Sie einen Maßnahmenkatalog ab, der dann systematisch abgearbeitet, gesteuert, ggf. fortlaufend angepasst und ständig kontrolliert werden muss. Bei allem sollte man im Blick haben, dass es nicht viele und große Dinge sein müssen, die den Erfolg ausmachen. Die Beobachtung erfolgreicher Manager/innen zeigt: Auch homöopathische Maßnahmen und Veränderungen können bereits Großartiges bewirken!

Dr. Markus Griesbeck, Management Expert St. Gallen und Autor des Buches: Management. Die Essenz. Erschienen im Handelsblatt Fachmedien Verlag.