2020/10/28

7  Schritte für ein Stück mehr Bewusstheit in schwierigen Situationen

von Christoph Mahr

Nun ist sie also wirklich da: Die zweite Corona-Welle. Hatten wir nicht vielleicht bis zuletzt gehofft, sie möge an uns vorüberziehen? Neue Massnahmen werden beschlossen, die den einen zu streng den anderen wiederum nicht radikal genug erscheinen.

Wie jede Situation wird auch die Verschärfung der Corona-Krise unterschiedlich problematisch erlebt. Je nach individueller und aktueller Situation, und je nach bisherigen Erfahrungen werden Phänomene aus der Umwelt selektiv wahrgenommen, interpretiert und bewertet.

Das Gehirn arbeitet nach einfachen Prinzipien

Unser Gehirn arbeitet dabei nach einem relativen einfachen Prinzip: Es vergleicht die im Moment wahrgenommene Situation mit bereits Erlebten und ruft die damit verknüpften Emotionen und sogar körperlichen Reaktionen ab. Manchmal fühlt sich das an, als ob ein Autopilot die Steuerung übernimmt. Es wirkt, als ob unsere Gedanken gedacht werden und unsere Emotionen völlig unwillentlich produziert werden.

Die häufigsten dieser sogenannten „Autopilot-Reaktionen“ sind

  1. Aggression (gegen andere oder sich selbst)
  2. Flucht (sich nicht mit dem Thema beschäftigen wollen)
  3. Erstarren (einfach abwarten und nichts tun).

Kommen Ihnen die Autopilot-Reaktionen (im Umgang mit der Corona-Krise) bekannt vor? Welche ist „ihr persönlicher Favorit“?

Lassen wir den Autopilot-Reaktionen freien Lauf fühlen wir uns leicht als Opfer der Situation. Es geschieht mit uns und wir bleiben im Zuschauerraum des Geschehens. Daran können wir jedoch etwas ändern.

Der Autopilot als Weckruf – 7 Schritte zu mehr Bewusstheit und Handlungsfähigkeit

Angelehnt an den greytogreen Ansatz (https://greytogreen.com/de/) können wir diese Autopilot-Reaktionen als eine wertvolle Information und als Weckruf nutzen, um wieder etwas bewusster ein Akteur des Geschehens zu werden. Dazu hat sich folgende Vorgehensweise als hilfreich bewährt:

  1. Schreiben Sie alle Hindernisse auf, die Sie momentan in der Situation erleben.
  2. Gehen Sie die Liste durch und entscheiden Sie jeweils: Ist es ein Fakt (etwas was ich sicher weiss) oder ist es eine Annahme?
  3. Schauen Sie sich ihre Entscheidungen an: Hinterfragen Sie nochmals kritisch, was wirklich ein Fakt ist. Am Ende werden Sie womöglich überrascht sein, mit wie wenig Fakten und mit wie vielen Annahmen wir in der Regel arbeiten.
  4. Versuchen Sie zu den Annahmen, mindestens eine alternative Sichtweise zu formulieren, vielleicht auch mehrere (Bsp: Wenn die ursprüngliche Annahme ist, dass es unmöglich sei nochmals mehrere Monat remote zu führen, könnte eine alternative Annahme sein, dass die aktuelle Krise bei den Mitarbeitenden Potenziale freisetzen wird, so dass sie mit mehr Eigenverantwortung agieren werden).
  5. Lesen Sie ihre alternativen Sichtweisen durch. Bemerken und spüren Sie eine Veränderung?
  6. Definieren Sie 3 Dinge, die Sie (!) tun werden, als bewusste Entscheidungen aufgrund der neu gewonnen Sichtweisen. Diese Vorhaben sollten unbedingt in Ihrem Einflussbereich sein.
  7. Setzen Sie diese 3 Dinge um und beobachten Sie, wie Sie die Situation und/oder den Umgang damit jetzt wahrnehmen.

Mit dem greytogreen-Ansatz, den wir sehr erfolgreich einsetzen, lässt sich dieser Bewusstheits-Prozess strukturiert trainieren und einüben. Er lässt Führungskräfte und Mitarbeitenden vom Opfer zum Gestalter von Veränderungen werden.